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Was ist Inkontinenz?
Inkontinenz ist eine Störung, bei der es nicht möglich ist, Urin oder Stuhl kontrolliert zurückzuhalten bzw. abzugeben. Das führt dazu, dass Urin aus der Harnröhre und/oder Stuhl aus dem Darm unkontrolliert entweicht. Verschiedene Krankheitsbilder liegen der Inkontinenz zugrunde und können auch auf unterschiedliche Arten behandelt und versorgt werden. Ihr persönlicher Ansprechpartner von PubliCare beantwortet Ihnen gerne weitere Fragen rund um Inkontinenz und deren Versorgung.
PubliCare berät und betreut Menschen, die unter unwillkürlichem Harn- oder Stuhlverlust leiden.
Formen der Inkontinenz
Harninkontinenz
Wer Urin unkontrolliert verliert oder seine Blase nicht kontrolliert entleeren kann, leidet unter einer Harninkontinenz. Es existieren verschiedene Formen der Inkontinenz, die unterschiedliche Ursachen und entsprechend unterschiedliche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten haben:
- Belastungsinkontinenz wird im Volksmund auch Blasenschwäche genannt: Bei körperlicher Belastung, also Druck im Bauchraum – Heben schwerer Gegenstände, Husten, Niesen, Lachen –, geht unkontrolliert Urin ab, ohne dass der oder die Betroffene Harndrang verspürt. Diese Inkontinenzform tritt in vier Schweregraden auf.
- Dranginkontinenz: Patienten, die unter dieser Art von Inkontinenz leiden, verspüren sehr oft und sehr heftig Harndrang, obwohl die Blase noch nicht voll ist. Oftmals schaffen sie es nicht rechtzeitig auf die Toilette, bevor sich die Blase schwallartig entleert.
- Die Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz wird Mischinkontinenz genannt.
- Patienten mit Reflexinkontinenz merken nicht, wenn die Blase voll ist, sodass diese sich selbst unkontrolliert entleert, oftmals allerdings nicht vollständig. Diese fehlende Sensibilität kommt häufig bei der neurogenen Blasenentleerungsstörung vor.
- Bei der Überlaufinkontinenz gehen bei voller Blase immer wieder kleine Mengen Urin ab. Ggf. kann der Patient auch ständig Harndrang verspüren. Die fehlende Blasenmotorik führt außerdem zu Restharnbildung, und oft entleert sich die Blase schwallartig.
- Bei der selten vorkommenden extraurethralen Harninkontinenz fließt der Urin unkontrolliert ab, allerdings nicht nur über die Harnröhre, sondern auch über andere Körperöffnungen wie After, Scheide oder eine Öffnung in der Haut (extraurethral, siehe Ursachen).
Stuhlinkontinenz
Diese Inkontinenzform führt bei Patienten dazu, dass sie den Stuhl und die Darmgase nicht zurückhalten können, sodass diese unkontrolliert entweichen. Es gibt drei Stufen der Stuhlinkontinenz, von gelegentlichem Abgang kleiner Mengen Stuhl und Darmgase bis zum völligen Kontrollverlust über den Darm.
Ursachen der Inkontinenz
Harninkontinenz
Neurologische Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Schlaganfall oder Hirntumor, Diabetes mellitus oder Rückenmarksverletzungen (Querschnittlähmung), Nervenschäden nach OPs oder psychische Erkrankungen können für Dranginkontinenz, Reflexinkontinenz oder Überlaufinkontinenz ursächlich sein. Weitere Informationen zu Blasenentleerungsstörungen finden Sie hier.
Eine schwache Beckenbodenmuskulatur löst oft eine Belastungsinkontinenz bei Frauen aus. Die Harnröhre, der Schließmuskel und der Beckenbodenmuskel, die sie umgeben, sind kürzer als bei Männern, und deshalb auch schwächer. Schwangerschaften und Hormonumstellungen im Lebensverlauf tragen darüber hinaus zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur bei. Deshalb kommt Belastungsinkontinenz bei Frauen viel öfter vor als bei Männern. Übergewicht, Bewegungsmangel oder häufiges Heben schwerer Gewichte kann bei beiden Geschlechtern zu einer Belastungsinkontinenz führen.
Probleme mit der Prostata (Vergrößerung oder postoperative Komplikationen) können zu einer Belastungsinkontinenz oder Überlaufinkontinenz bei Männern führen.
Häufige Blasenentzündungen, Blasensteine, Harnsteine oder Tumore, die zu einer Harnröhrenverengung führen können, können Ursache für Drang- oder Überlaufinkontinenz sein.
Angeborene oder erworbene Fehlbildungen oder sogenannte Fisteln können zu extraurethraler Inkontinenz führen. Dies ist eine Verbindung zwischen zwei Hohlorganen, die nach einer OP, einer Entzündung oder massiver Röntgenbestrahlung entstehen kann. Eine Fistel verbindet die harnableitenden Organe mit dem Darm, der Scheide oder auch der Haut, sodass Urin über diese Verbindung abgeht.
Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz tritt aufgrund von Störungen oder Schädigungen des Anorektums auf, das aus dem Mastdarm und dem Schließmuskel besteht; seltener wegen einer angeborenen oder erworbenen Fehlbildung. Es gibt verschiedene Ursachen für diese Störungen:
- Neurologische Erkrankungen (Demenz, Multiple Sklerose)
- Chronische Darmentzündungen (Morbus Crohn)
- Tumoren (z.B. Mastdarmkrebs)
- Verletzungen (OP, Geburt)
- Vorfälle (Prolaps) des Mastdarms oder Enddarms
- Darmträgheit und/oder Verstopfung
- Medikamente (Abführmittel, Parkinson-Medikamente, Antidepressiva)
- Hämorrhoiden
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Diarrhö (Durchfall)
- Laktoseintoleranz
- Beckenbodenschwäche
Diagnose von Inkontinenz
Um eine Inkontinenz richtig zu diagnostizieren, führt der Arzt ein intensives Anamnesegespräch mit dem Patienten durch. Dazu gehören Fragen nach der Dauer, der Häufigkeit und der Art der Inkontinenzvorfälle sowie Erkrankungen und Geburten. Ein Miktionsprotokoll (Urintagebuch) oder ein Stuhltagebuch sind bei der Anamnese sehr hilfreich. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Untersuchungen, mit deren Hilfe Inkontinenz und deren Ursachen diagnostiziert werden können:
- Urin- und Blutuntersuchungen
- Untersuchung der äußeren Genitalien und des Enddarms
- Gynäkologische Untersuchung
- Ultraschall
- Urodynamik
- Blasen- oder Darmspiegelung
- Röntgenkontrastaufnahme
- LARS-Score-Erhebungsbogen
Nach der Diagnose bestimmt der Arzt das weitere Vorgehen.
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Christina Kunkel
Urotherapeutin, Fachkraft für Kontinenzförderung, Bowel Management Nurse
Fachliche Leitung Kontinenzversorgung